Paravent
25.05.2024 – 20.07.2024
Eva Berendes, Tina Kohlmann, Felix Kultau, Tobias Rehberger, Ngozi Schommers, Silke Wagner
Phillip Pflug Contemporary
Davor.
Es gibt immer ein Davor. Ein Haus mit einem Garten davor. Davor war alles gut. Davor rauchte ich eine Zigarette. Davor kann sowohl Zeit als auch Raum einteilen, davor und dahinter.
Handelt es sich um die Zeitlichkeit, gehen Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen mit diesem kleinen Wort Davor einher. Vielleicht auch Nervosität, Angst oder gar Unbehagen. Alles kann, nichts muss. Wünsche, die sich in unseren Gedanken ausbreiten und in alle Richtungen gehen. Erwartungen an das, was kommt. Hoffnung, die an einem seidenen Faden hängt – hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz. Das Zeitliche Davor ist ein Zustand des Seins, ein Moment der Reflexion und Vorwegnahme. Es ist ein ungewisser Blick in die Zukunft.
Davor küsse ich dich.
Betrachtet man das Davor im Raum, wird es zu einem Punkt der Orientierung, einem Fixpunkt, an dem sich die Wahrnehmung der Umgebung ausrichtet. Ein Haus mit einem Garten davor – der Garten ist die Schwelle, die den Eintritt ins Heimliche markiert. Gleichzeitig markiert das Davor eine Schranke, die Orte und Räume voneinander trennen kann. Die räumliche Dimension des Davors schafft einen Übergang zwischen verschiedenen Bereichen und strukturiertem Raum.
Das Davor ist der Moment, der alles verändern kann, bevor das Dahinter eintritt und die Möglichkeiten zu Wirklichkeit werden lässt.
Dahinter.
Nichts dahinter! Oder ein Haus mit einem Garten dahinter. Man weiß nicht recht, was sich dahinter verbirgt. Da ist schon etwas dahinter. Dahinter geht mit Gewissheit einher, mit etwas, das man sieht oder gesehen hat. Das Konzept des Dahinter erweitert und kontrastiert die Idee des Davor. Während das Davor als Schwelle und Übergangsraum dient, symbolisiert das Dahinter das Ziel, den Zustand des Ankommens und der Realisierung. Dahinter trägt eine gewisse Endgültigkeit in sich.
Im zeitlichen Kontext stellt das Dahinter das Danach dar, den Moment nach der Entscheidung, nach der Handlung. Konsequenzen entfalten sich. Die Realität manifestiert sich. Es ist die Erfüllung oder Enttäuschung, das Ergebnis des Wartens und Vorbereitens. Gleichzeitig ist das Danach für das Innenleben ein Moment der Reflexion. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Es ist ein Zustand der Erkenntnis und Wahrheit. Des Sich-Entblößens. Dahinter wartet eine Person auf dich. Dahinter liebe ich dich.
Das Dahinter im Raum ist eine Schwelle. Auch dahinter gibt es einen Übergang, für den es kein Zurück gibt. Es ist das Ziel. Eine Endstation sozusagen. Dahinter öffnet sich die Welt, weit und klar.
Das ist die Dialektik des Paravents. Ein faszinierendes Objekt, das eine dialektische Spannung in sich trägt, da es gleichzeitig trennt und verbindet, verbirgt und enthüllt, schützt und präsentiert.
Fotocredits ©Wolfgang Günzel, Offenbach.
Phillip Pflug Contemporary
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